Essstörungen treten häufiger bei Frauen (95%) als bei Männern (5%) auf. Im Schnitt leidet eine von 250 Frauen zwischen 15 und 25 Jahren unter Magersucht, bei Bulimie liegt die Anzahl der Betroffenen sogar bei 20 von 250.
Es gibt keine eindeutigen Ursachen. Ein wichtiger Faktor ist jedoch das soziale Umfeld und die Gesellschaft. Über die gesellschaftlichen Normen "schlank ist schön" und "schlank ist gesund" werden wir täglich in Zeitschriften, Fernsehen und Werbung informiert. Menschen mit Übergewicht werden negative Eigenschaften zugeschrieben. Die "perfekte" Frau des 21. Jahrhunderts ist eine attraktive, schlanke, fürsorgliche Mutter, die außerdem Erfolg im Beruf hat.
Kurzinfo: Magersucht oder Anorexia nervosa
Magersüchtige sind auffallend dünn. Sie stehen nicht mehr in Kontakt zu ihrem Körper, wichtig ist ihr Kopf, der kontrolliert und steuert. Die Kontrolle gibt ihnen das Gefühl, autonom und unabhängig zu sein. Betroffene kochen z.B. gern für andere, essen selbst davon jedoch nichts. Magersüchtige kommen meist aus sehr harmonisch erscheinenden Familien und haben in dieser überbehüteten Atmosphäre wenig Chance, sich selbst auszuprobieren und zu entwickeln. Im Verlauf der Erkrankung kapseln sich Betroffene immer stärker ab. Dringender Handlungsbedarf für Angehörige und Freunde besteht, wenn Betroffene apathisch reagieren, nur noch mit leiser Stimme sprechen, kraftlos sind und bei dem kleinsten Konflikt mit Weinen reagieren. Dies sind Alarmsignale, die als ersten Schritt einen Arztbesuch nötig machen.
Die Diagnosekriterien für Magersucht sind:
Kurzinfo: Ess-Brech-Sucht oder Bulimie
Vom äußeren Erscheinungsbild her sind bulimische Frauen unauffällig, meist schlank. Auch ihr Essverhalten in der Öffentlichkeit ist eher kontrolliert. Nach außen hin funktioniert alles perfekt. Bulimie ist eine heimliche Essstörung. Die Betroffenen schämen sich. Sie tun alles, um ihre Essanfälle und das danach Folgende (Erbrechen oder Abführmittelmissbrauch) ungeschehen zu machen. Im fortgeschrittenen Stadium kommt es vermehrt zur sozialen Isolation und depressiven Verstimmungen.
Bulimische Frauen haben häufig nicht gelernt, ihre eigenen Bedürfnisse zu erkennen und gegenüber anderen zu vertreten. Außerdem berichten sie über starke Abhängigkeitsgefühle, die mit großen Verlust- und Trennungsängsten einhergehen. Dies trägt zur Unterdrückung eigener Gefühle und Bedürfnisse bei und hat eine starke Orientierung an den Erwartungen anderer Menschen zur Folge.
Die Diagnosekriterien für Bulimia nervosa sind
Wie reguliert der Körper sein Gewicht?
Wir wissen heute, dass der Körper sein Gewicht im Wesentlichen ganz von selbst reguliert. Der Körper scheint die Tendenz zu haben, sich auf ein für ihn optimales Gewicht (welches in den seltensten Fällen dem Modegewicht entspricht), den so genannten Set-Point einzupendeln. Eine Verschiebung des Set-Points ist fast unmöglich.
Ein „Idealgewicht“ gibt es nicht, vielmehr ist der Bereich, in dem unser Gewicht reguliert wird, damit es für unsere Gesundheit optimal ist, relativ breit. Ein gesundes Gewicht liegt zwischen einem Körpermasseindex (BMI) von 19 bis 25 kg/m2. Das gesunde Gewicht einer 17-jährigen Frau mit 1,70 m Größe liegt somit zwischen 55 und 72 kg.
Unstrittig ist, dass sich Diäten sehr ungünstig auf das Körpergewicht auswirken: Nach einer Phase massiver Nahrungseinschränkung kommt es anschließend innerhalb kurzer Zeit zu einer Wiederherstellung des alten Körpergewichts, oft zu einer Gewichtszunahme (Jo-Jo-Effekt). Grundlage dafür ist folgender Mechanismus: In Zeiten verminderter Nahrungszufuhr schaltet der Körper auf Sparflamme. Der Kalorienverbrauch reduziert sich und der Körper lernt, seine wesentlichen Funktionen mit einer geringeren Energiezufuhr aufrechtzuerhalten. Kommt es nun nach einer längeren Zeit der Einschränkung wieder zur Normalisierung der Kalorienzufuhr, stellt sich der Körper keineswegs spontan auf die neue Situation ein. Er verharrt vielmehr für einige Zeit auf seinem niedrigen Niveau, bis die alten Fettdepots wieder gut aufgefüllt sind. Deshalb führt normales Essen nach Diäten zu Gewichtsanstieg.
Abgebrochene Diäten sind außerdem meist mit einem weniger an Selbstwertgefühl verbunden. Wir glauben den Lügen der Frauenzeitschriften („In 7 Tagen schlank!“ „15 Minuten, die ihr Leben verändern können.“) und denken, es liegt an uns, wenn wir nicht schaffen, was Headlines uns versprechen. Den Druck des Kalorienzählens kann jedoch niemand durchhalten. Wer täglich auf der Waage steht, kann kein echtes Gefühl für seinen Körper entwickeln.
Zu dick, zu dünn oder doch gerade richtig? Diese Frage hast Du Dir sicher schon oft beantwortet: Du fühlst Dich zu dick. Der Po, die Oberschenkel, der Bauch… überall könnte es weniger sein. Ständig mit dem Gefühl der Unzulänglichkeit herumzulaufen, ist sicherlich quälend. Erschreckend ist aber, dass sich oft Normalgewichtige als „fett“ bezeichnen und häufig die Konsequenzen daraus ziehen: hungern.
Doch wer bestimmt, was dick oder dünn ist? Diese Frage kann offensichtlich nicht allein mit dem Metermaß und der Waage beantwortet werden. Messungen geben Hinweise, wie der Durchschnitt sein sollte, nicht ob das eigene Gewicht „richtig“ ist. Für diese Messungen legt man den Body Maß Index zugrunde (BMI). Bei Frauen ab 19 Jahren ist ein BMI von 20-24 normal. Du kannst Dir Deinen BMI im Internet ausrechnen lassen. (www.bmi-rechner.net/)
Grundsätzlich gilt: Jeder Mensch hat sein ganz individuelles „Normalgewicht“: Wer mit Lust dann isst, wenn er hungrig ist, wer merkt, wenn er satt ist, und dann aufhört zu essen, wer nicht ständig an „Essen“ denkt, sich in seiner Haut wohl fühlt, genießen kann und sich seiner sicher fühlt, der wird kaum gefährdet sein, eine Essstörung zu entwickeln!
Oder kommen diese Hinweise bei Dir zu spät?
Und hoffst Du: „wenn ich erst richtig schlank bin …
… dann beginnt mein wirkliches Leben!“